25.04.2015 Zeitreise auf den Spuren Napoleons in Bayern - Bericht
Als Einstieg in das Napoleon-Jahr begab sich der Kreisverband München zu einem Ausflug „Auf den Spuren Napoleons“ zunächst nach Donauwörth.
Als Reiseleiter fungierte Thomas Schuler, ein Historiker und Publizist aus Ulm, der sich ganz dem Leben Napoleons verschrieben hat, Bücher schreibt und Führungen veranstaltet (www.napoleoninbayern.de).
Sein neuestes Buch „Napoleon und Bayern“ erscheint demnächst im C.H. Beck Verlag.
In Donauwörth stand als erstes die Besichtigung des Heiligkreuzklosters an, in dem Napoleon 1805 und 1809 sein Hauptquartier hatte. Besonders sehenswert ist der Rokokosaal im 2. Stock, der Napoleon damals als Kartensaal diente. Karten gingen Napoleon über alles. Genaue Karten der umkämpften Gebiete versetzten ihn in die Lage, oftmals den Schlachtenverlauf bereits im Voraus aufgrund dieser Karten zu planen.
Anschließend ging die Gruppe der Donau entlang zu einem ehemaligen Brückenkopf, an dem Napoleon die von den Österreichern auf ihrem Rückmarsch zerstörte Brücke, mit
Hilfe Donauwörther Handwerker, an einem einzigen Tag neu errichten ließ. Napoleon selbst kommandierte den Brückenschlag selbst vom Ufer aus. Reste der damaligen Brücke
sind bei Niedrigwasser auch heute noch zu sehen. Nächste Station war Wertingen. Im dortigen Heimatmuseum besichtigten wir unter sachkundiger Führung des Stadtarchivars die 3700 Gegenstände umfassenden Sammlungen und insbesondere die Dioramen, in denen damalige Schlachtenszenen nachgestellt sind. Diese wurden unter Mitarbeit der Reservistenkameradschaft Wertingen hergestellt und zeigen eindrucksvoll das Gefecht bei Wertingen am 5. Oktober 1805 (erstes Gefecht im dritten Koalitionskrieg), in der die Franzosen 5000 Österreicher besiegten. Nach Vorlagen alter Unterlagen und Plänen wurden zwei Gefechtsszenen mit 1200 Figuren nachgestellt. Weiter ging es nach Zusmarshausen zum Mittagessen in der alten Poststation der Thurn und Taxis, dem heutigen Hotel „Post“. Dort gab es Essen in Erinnerung an die Zeit Napoleons, u.a. Wildschweinbraten und „Hähnchen à la Marengo“. Bei letzterem Gericht handelt es sich um ein Schmorgericht der französischen Küche aus Masthuhn, sowie vorwiegend aus Tomaten, Champignons, Weißwein und Garnelen. Dieses Gericht musste nach der gewonnenen Schlacht von Marengo im Piemont für Napoleon zu jeder Tages- und Nacht - Zeit zur Verfügung stehen. In dieser Poststation hatte Napoleon 1805 für eine Nacht sein Hauptquartier aufgeschlagen. Außer der zur Besichtigung freigegebenen „Napoleonsuite“ und den gehobenen
Preisen erinnert allerdings nichts mehr an den Franzosenkaiser. Über Günzburg und dessen historischer Altstadt führte der Weg weiter nach Elchingen am Ausläufer der Schwäbischen Alb zur dortigen Klosterkirche, die weit hinein ins Land sichtbar ist. Die 1802/03 säkularisierte Reichsabtei wurde bereits zu Beginn des 12. Jahrhunderts gegründet. Im Laufe der Jahrhunderte erlebte das Kloster eine wechselvolle Geschichte. In unserem Falle interessierte die Erstürmung des von Österreichern besetzten Ort Elchingen im Jahre 1805. Bei dieser Gelegenheit wurde auch die Klosterkirche unter Beschuss genommen.
Eine verirrte Kanonenkugel steckt heute noch gut sichtbar in einer Schrankwand in Inneren der Kirche. Nach Eroberung von Ort und Klosterkirche wurde diese von den Franzosen
in einen Pferdestall und Mannschaftslager verwandelt. Die damaligen Feuerstellen sind am Boden der Kirche auch heute noch gut sichtbar. Ein rühriger Freundeskreis kümmert sich jetzt um den Erhalt der in neuem Glanz erstrahlenden Kirche. Von dort aus ging es nach einem erlebnisreichen Tag wieder in Richtung Heimat, ausgestattet mit einem großen Vorwissen für unseren demnächst geplanten Besuch der Ingolstädter Landesausstellung „Napoleon und Bayern“. Unser großer Applaus galt unserem Reiseleiter, Herrn Thomas Schuler, der uns mit seinem Wissen begeisterte, keine Frage blieb unbeantwortet. Seine Führungen können anderen Kreisverbänden nur empfohlen werden.
Text: Josef Kirchmeier