Kronprinz Rupprecht von Bayern - eine politische Biografie
Vom Siegfrieden zum Verständigungsfrieden
Der Festvortrag von Prof. Dr. Dieter J. Weiß stand unter dem Thema "Vom Siegfrieden zum Verständigungsfrieden - Kronprinz Rupprecht im Ersten Weltkrieg".
Neben der Übernahme repräsentativer Aufgaben für seinen Großvater Prinzregent Luitpold und seinen Vater König Ludwig III. absolvierte Prinz Rupprecht eine Karriere in der bayerischen Armee, deren Erhalt als eigenständiger Einheit ihm stets ein großes Anliegen war, wenngleich sie im Laufe des Kriegs auseinandergerissen und über alle Kriegsschauplätze verteilt wurde.
Im Ersten Weltkrieg wirkte der Generalfeldmarschall als Befehlshaber einer eigenen Heeresgruppe, wobei allerdings preußisch-bayerische Empfindlichkeiten früh die Kriegsführung überschatteten. Er setzte sich nach ursprünglichen Gedanken an einen militärischen Sieg mit Gebietsgewinnen schon frühzeitig für einen Verständigungsfrieden mit den damaligen Gegnern ein.
Allerdings hatte Kronprinz Rupprecht nur geringe Möglichkeiten, seine Einsichten umzusetzen. Zum einen war er in die vorgegebenenlsstrukturen eingebunden, zum anderen war er nur der Erbe und nicht der Träger der Krone. Er konnte keine politischen Entscheidungen umsetzen, sondern nur Anregungen und Vorschläge unterbreiten. Um einen Friedensschluss zu erreichen, konnte er nur auf den bayerischen König einwirken.
In München hielt man aber seine Mahnungen für Schwarzmalerei. Kronprinz Rupprecht litt sehr darunter, dass seine zutreffenden Lagebeurteilungen sowenig Resonanz fanden. Dennoch setzte er sich auch weiterhin unermüdlich für den Frieden ein und versuchte Verbündete dafür zu suchen. Die von ihm unterstützte Berufung Prinz Max von Badens zum Reichskanzler im Oktober 1918 kam aber zu spät um die Katastrophe noch abzuwenden.
Am 11. November 1918, nach der Unterzeichnung des Waffenstillstands, legte er sein Oberkommando nieder. Die Revolution von 1918 warf ihn dann aus der vorgezeichneten Lebensbahn. Prof. Weiß hat die Zeit des Ersten Weltkrieges ganz bewusst für seinen Festvortrag gewählt, da sie den Kronprinzen in der Mitte seines Lebens zeigt, allerdings auch in der Tragik um seine Persönlichkeit. Er konnte seine klaren Erkenntnisse nicht umsetzen, da er in die politischen Strukturen eingebunden war und nicht selbst handeln konnte.
Deutlich geworden ist aber, dass im Zentrum des politischen Denkens von Kronprinz Rupprecht stets Bayern stand, bei seinen Überlegungen zum Sieg wie zum Frieden, in der Zeit der Monarchie wie anschließend in der weiteren bayerischen Entwicklung.